Erstmalige urkundliche Erwähnung findet ein Staat Serbien 822 bei Einhard, dem Biographen Karls des Großen. Zu dieser Zeit regierte der Župan Strojimir, der Enkel Višeslavs, über Serbien. Etwa seit 600 ist die Herrschaft von Županen im Gebiet Serbiens bekannt. Sie waren Stammesanführer, die bis ca. 1000 die Regierung Serbiens innehatten. Nachdem Serbien dann von den Ungarn verwüstet wurde, fiel es völlig unter die Herrschaft von Byzanz, die von 950 bis 1050 anhielt. Um 1040 wurde Stefan Vojislav byzantinischer Archont über die als Dioklitien bezeichnete Region und begründete die bis 1131 dauernde Herrschaft der Vojisavljević, die weiterhin unter der Regierung von Byzanz stand. In der Region Raszien übernahmen um 1080 die Urošević und in ihrer Nachfolge ab 1167 die Nemanjiden, ab 1371 die Lazarević die Herrschaft. Von 1427 bis 1459 war Raszien von Branković beherrscht.
1459 wurde Serbien von den Osmanen erobert und blieb bis 1804 Teil des osmanischen Reiches.
Unabhängigkeit und das Fürstentum Serbien
→ Hauptartikel: Fürstentum Serbien
Trotz zahlreicher Versuche wieder unabhängig zu werden, wurde Serbien erst 1804 im ersten serbischen Aufstand teilweise befreit. 1813 wurde Serbien aber wieder von den Osmanen erobert. Erst im zweiten serbischen Aufstand 1815-1817 wurde Serbien teilweise ein autonomes Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit. 1867 zwang Fürst Mihailo Obrenović die letzten osmanischen Regimenter mit ihrem Hab und Gut das Fürstentum zu verlassen, und Belgrad wurde feierlich zur freien serbischen Hauptstadt geweiht. 1878 wurde im Berliner Kongress die volle Souveränität Serbiens von den Großmächten offiziell anerkannt. 1882 wurde das Fürstentum Serbien zum Königreich erklärt.
Das Königreich Serbien und die Balkankriege 1912 und 1913
→ Hauptartikel: Königreich Serbien
Serbien nach den beiden Balkankriegen 1913
Am 9. Oktober 1912 erklärte Montenegro der Hohen Pforte den Krieg. Die verbündeten Serben, Bulgaren und Griechen traten am 18. Oktober dem Krieg gegen das Osmanische Reich bei. Dieses verlor durch den Londoner Vertrag 1913 fast alle seine europäischen Besitzungen. Bulgarien auf der einen und Serbien und Griechenland auf der anderen Seite gerieten jedoch in heftigen Streit um die Aufteilung des von ihnen eroberten Makedonien. Daraufhin unternahm am 29. Juni Bulgarien einen Angriff auf Serbien. So kam es zum Zweiten Balkankrieg, in dem Serbien gemeinsam mit Griechenland, Rumänien und dem Osmanischen Reich, Bulgarien in einer Gegenoffensive besiegte. Konfrontiert mit dieser Übermacht blieb Bulgarien nur die Kapitulation. Es musste im Frieden von Bukarest vom August 1913 seine im Ersten Balkankrieg gewonnenen Territorien teilweise wieder abtreten.
Infolge der Balkankriege wurde der nordwestliche Teil Makedoniens serbisch, der südliche Teil Makedoniens und der südwestliche Teil Thrakiens wieder griechisch.
Der Erste Weltkrieg
→ Siehe auch: Geschichte Serbiens - Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg stand Serbien von Anfang an auf Seiten der Entente cordiale, seine Kriegsziele sahen eine Zerschlagung Österreich-Ungarns und die Vereinigung aller südslawischen Völker in einem gemeinsamen Staat vor. Auslöser des Krieges war das durch den großserbische Ideologien vertretenden und auch in der serbischen Regierung sehr einflussreichen Geheimbund „Schwarze Hand“ angezettelte Attentat von Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este. Serbien sah sich daraufhin mit einem praktisch unannehmbaren Ultimatum Österreichs konfrontiert. Dieser Vorgang löste eine Kettenreaktion aus, die den Kriegsausbruch in ganz Europa zur Folge hatte.
Die ersten Offensiven der Österreicher 1914 konnte die serbische Armee noch abwehren, erlitt aber empfindliche Verluste. Ein schwerer Schlag war der Ausbruch einer Seuche im Winter 1914/15, Zehntausende Soldaten starben aufgrund der Kämpfe und der schlechten Versorgungslage. Im Juli 1915 besetzte Serbien das benachbarte Albanien. Im Zuge einer koordinierten Offensive der Mittelmächte gegen das Land im Oktober 1915 zur Bereinigung der Balkanfront griffen jedoch österreichische, bulgarische und deutsche Truppen Serbien von drei Seiten an. Die serbische Armee entging zwar der völligen Vernichtung, musste sich aber zum Meer zurückziehen und erlitt dabei Verluste von weit über 90 Prozent der ursprünglichen Stärke. Währenddessen führten die Mittelmächte im besetzten Land ein strenges Besatzungsregime, dem die Serben mit Partisanenaktionen hartnäckig Widerstand leisteten. Mit der Niederlage der Mittelmächte 1918 ging auch Serbien trotz hoher Verluste als Siegermacht hervor.
Zwischenkriegszeit
Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen unter der Führung des serbischen Königs Alexander I. Karađorđević gegründet, das sich 1929 in Jugoslawien (Südslawien) umbenannte. Es bestand aus Serbien, dem bis dahin unabhängigen Montenegro sowie den meisten von Südslawen besiedelten Ländern Österreich-Ungarns, wie Bosnien-Herzegowina, Dalmatien, Kroatien, Slawonien und Slowenien. Innere Konflikte in der jugoslawischen Monarchie führten zu einem Erstarken nationaler Bewegungen. In Folge fielen der serbische König Alexander I. und der französische Außenminister Louis Barthou gemeinsam in Marseille am 9. Oktober 1934 einem Attentat kroatischer faschistischer Ustascha und mazedonischer VMRO-Anhänger zum Opfer. In der Folgezeit entwickelte sich ein autoritäres Regime, das Historiker heute als Königsdiktatur bezeichnen und das sich weitgehend auf den serbischen Teil der Bevölkerung stützte.
Der Zweite Weltkrieg
→ Hauptartikel: Serbien im Zweiten Weltkrieg
Die jugoslawischen Kommunisten
Ranković,
Tito und
Đilas während des Zweiten Weltkrieges
Im Zweiten Weltkrieg blieb Jugoslawien zunächst neutral und weigerte sich, dem Dreimächtepakt unter deutscher Führung beizutreten. Das Abkommen wurde erst nach offenen Kriegsdrohungen am 25. März 1941 von der Regierung Cvetković-Maček und Prinzregent Paul unterzeichnet. In Folge kam es in Serbien zu Demonstrationen, die schließlich am 27. März 1941 in einem probritischen Staatsstreich in Belgrad gipfelten, der von dem nun für volljährig erklärten Petar II. Karađorđević unterstützt wurde. Die Regierung Paul-Cvetković-Maček wurde gestürzt, und Prinz Paul musste nach Griechenland fliehen. Kurz darauf wurde am 6. April Belgrad von der deutschen Luftwaffe bombardiert, was innerhalb weniger Tage rund 20.000 zivile Opfer forderte. Der Balkanfeldzug führte schnell zur vollständigen Besetzung Jugoslawiens. Bosnien und Syrmien wurden dem neuen Unabhängigen Staat Kroatien angeschlossen. Die Banovina Zeta (heute überwiegend Montenegro und Kosovo) wurde von den mit Deutschland verbündeten italienischen Truppen besetzt. Die Batschka fiel an Ungarn, während der Banat und ein „Rumpfserbien“ unter deutsche Besatzung gerieten. Süd- und Zentralserbien wurden im Laufe des Krieges schließlich zur bulgarischen Okkupationszone. Unter dem deutschen „Befehlshaber Serbien“ wurde eine Marionettenregierung unter General Milan Nedić eingesetzt, die nur geringe Befugnisse besaß. Nach der deutschen Besetzung kam es in Serbien Anfang Juli 1941 zu einem Volksaufstand, der sich später auf Montenegro, Bosnien und Kroatien ausweitete.
Der antifaschistische Widerstand in Serbien wurde von der Kommunistische Partei Jugoslawiens (KPJ) sowie der absolutistisch-monarchistischen Exilregierung Jugoslawiens unter dem König Peter II. (Jugoslawien) organisiert. Die von der KPJ kontrollierte Partisanenbewegung begann nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 22. Juni 1941 den Widerstand gegen die Wehrmacht aber auch den offenen Kampf gegen die jugoslawische Monarchie. Der Widerstand der Monarchisten gegen die aufgezwungene Politik Hitlers begann etwas früher mit dem Sturz des Prinzregenten Paul und dessen Marionette Ministerpräsident Cvetković durch General Dušan Simović am 25. März 1941. In Serbien konnten die Partisanen im Herbst 1941 in der Gebirgsregion um Užice die befreite Republik Užice ausrufen und 73 Tage gegen die Wehrmacht halten. Nach dem Zusammenbruch des Aufstands, der Vertreibung der Partisaneneinheiten und ihrer Verlegung nach Bosnien wurde der Widerstand gegen die faschistischen Besatzer in Serbien nur noch von den Tschetniks aufrecht erhalten.
Die Jugoslawischen Partisanen warfen den Tschetniks vor, unter dem Regierungschef Nedić kritiklos die Verbrechen an Serben durch die deutschen und kroatischen Besatzer hinzunehmen und offen mit ihnen zu kollaborieren. Die Tschetniks wurden teilweise von Mussolinis faschistischem Italien, aber auch von den Westmächten unterstützt. Sie leisteten den Ustaschas in Bosnien und Kroatien Widerstand und warfen ihrerseits den Partisanen vor, die rücksichtslosen Vergeltungsmaßnahmen der deutschen Besatzer in Serbien zu provozieren und einen revolutionären Kampf auf dem Rücken der Zivilbevölkerung auszutragen. Oftmals wurde der Tod von Wehrmachtssoldaten mit der Erschießung von Hunderten serbischer Zivilisten vergolten. Einige Tschetnik-Führer, wie Kosta Pećanac und Dimitrije Ljotić, arbeiteten mit den Besatzern eng zusammen und beteiligten sich an Militäraktionen der Wehrmacht gegen die kommunistischen Partisanen.
Im Oktober 1944 konnte die Rote Armee unter Marschal Tolbuhin mit den Operationen der 3. Ukrainische Front in der Belgrader Operation die Heeresgruppe Südukraine schlagen und in Serbien einmarschieren. Mit dem Vormarsch der Roten Armee nach Südosteuropa und dem durch den Zusammenbruch der Heeresgruppe Südukraine erzwungenen Rückzug der Achsenmächte konnte der von den Kommunisten geführte Volksbefreiungskriege NOR (Narodno Oslobodilački Rat) mit Einheiten der Jugoslawische Volksbefreiungsarmee koordiniert mit der sowjetischen Führung auf das Territorium Serbiens ausgeweitet werden.
Serbien im Nachkriegs-Jugoslawien
Flagge der Teilrepublik Serbien während der sozialistischen Ära
Aus dem Zweiten Weltkrieg gingen die Partisanen Titos als Sieger hervor. Serbien wurde eine von sechs Teilrepubliken des kommunistischen Jugoslawien. Bis 1963 trug die Teilrepublik den Namen Volksrepublik Serbien (Narodna Republika Srbija), danach trug sie die Bezeichnung Sozialistische Republik Serbien (Socijalistička Republika Srbija).
Serbien erhielt Ost-Syrmien, aber Mazedonien wurde wie Montenegro eine eigenständige Teilrepublik. Im Jahr 1974 erfolgte auf Beschluss der Kommunistischen Partei unter Tito und Edvard Kardelj eine Verfassungsänderung und Neugliederung Serbiens in drei Teile: das „engere Serbien“ (Zentralserbien) und die weitgehend Autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo. Im jugoslawischen Staatspräsidium war Serbien seither mit drei (von insgesamt acht) Sitzen vertreten.
Der Zerfall Jugoslawiens 1991
→ Hauptartikel: Zerfall Jugoslawiens
Nach Titos Tod 1980 wandten sich Politiker aller Teilrepubliken, insbesondere Serbiens und Kroatiens, mehr und mehr nationalistischen Programmen zu. In Serbien agitierte die sozialistische Partei um Slobodan Milošević gegen die Autonomie des Kosovos, die daraufhin 1989 aufgehoben wurde. Politiker aus Kroatien und Slowenien, allen voran Franjo Tuđman und Milan Kučan, drängten ihrerseits auf die Souveränität ihrer Teilrepubliken.
Ab 1991 begann Jugoslawien zu zerfallen, alle Teilrepubliken bis auf Serbien und Montenegro erklärten nach und nach die Unabhängigkeit. Daraufhin gründeten Serbien und Montenegro am 27. April 1992 die Bundesrepublik Jugoslawien. Diese war zwar nicht als alleiniger Rechtsnachfolger der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien anerkannt, konnte aber Jugoslawiens Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen fortführen.
Mit der Loslösung Sloweniens, Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas brachen die Jugoslawienkriege aus. Erst intervenierte die Jugoslawische Volksarmee, die von Belgrad aus kommandiert wurde. Sie musste jedoch nach der internationalen Anerkennung Sloweniens, Kroatiens und Bosniens diese nun nicht mehr jugoslawischen Territorien verlassen. Serbien unterstützte militärisch und finanziell die serbischen Paramilitärs in den Kriegsgebieten Kroatiens und Bosniens, unterbrach diese Unterstützung jedoch, nachdem die UNO ein Handelsembargo gegen die Bundesrepublik Jugoslawien beschloss.
Auslöser der Sanktionen waren die bekanntgewordenen ethnischen Säuberungen, die sich gegen die bosnischen Muslime richteten. Mit Unterstützung Serbiens war es den kroatischen und bosnischen Serben gelungen, große Gebietsgewinne zu erringen. Die meisten dieser Gebiete gingen jedoch im Verlauf des Krieges wieder verloren. Im Zuge der kroatischen Militäroperation Oluja im August 1995 wurden etwa 200.000 kroatische Serben, darunter die geschlagene Armee der Republik Serbische Krajina, vertrieben. Als die kroatische Armee und die bosnischen Streitkräfte in Bosnien weiter vorrückten, flohen auch viele bosnische Serben in die Bundesrepublik Jugoslawien oder zogen in Drittländer und sind teilweise bis heute dort geblieben.
Der Krieg im Kosovo
→ Hauptartikel: Kosovokrieg
Nach dem Abkommen von Dayton das den Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina besiegelte und dem Ende der Krajina blieb nach 1995 der Status der mehrheitlich von Albanern besiedelten Provinz Kosovo die letzte politisch brisante Frage in den Zerfallskriegen Jugoslawiens. Für alle Führer der Albaner stellte die Unabhängigkeit von Serbien die zentrale politische Forderung dar. Auf die prekäre Menschenrechtssituation im Kosovo machte amnesty international im Jahresbericht 1996 aufmerksam. Die zunehmend gewalttätigeren Unruhen im Kosovo versuchte die Serbische Führung unter Slobodan Milošević mit polizeilichen und schließlich auch militärischen Mitteln zu beenden.
Die mit terroristischen Mitteln operierende UÇK („Befreiungsarmee des Kosovo“) begann 1996 mit verstärkten Angriffen auf serbische Sicherheitskräfte. Zudem kam es zu Gewaltaktionen gegen die serbische Zivilbevölkerung in den Städten. Mit der Aufrüstung der UCK aus Waffenbeständen der Albanischen Armee, wo nach dem Lotterieaufstand die öffentliche Ordnung völlig zusammenbrach und ganze Munitions-Bestände geplündert wurden, setzte diese den Konfrontationskurs gegen serbische Sicherheitskräfte verstärkt fort, dem sich aber die Partei Ibrahim Rugovas widersetzte.
Nach den serbischen Präsidentschaftswahlen 1997, die von den Kosovo-Albanern fast geschlossen boykottiert wurden, eskalierte die Situation weiter. Durch verstärkte Aktivität der UCK, die im Verlauf des Jahres 1998 die Kontrolle in der Region Drenica an sich reißen konnte, begannen serbische Sicherheitskräfte eine koordinierte polizeiliche Gegenoffensive, die von Einheiten der Armee unterstützt wurde und mit der Zerschlagung des Kerns der UCK Einheiten in der Region Drenica endete.
Durch schwere Menschenrechtsverletzungen während der Kämpfe sahen sich die westlichen Staaten unter Führung der USA jetzt in der Pflicht. Die USA gaben der serbischen Führung die alleinige Schuld an der Eskalation und machten Milosevic persönlich für die Situation verantwortlich. Ein Regimewechsel des als persona non grata geltenden und unhaltbaren autoritären Regimes von Milosevic galt in westlichen Augen nunmehr als Vorbedingung eines Dauerhaften Friedens. Mit unverhohlener militärischer Drohung eines Eingreifens des NATO-Bündnis gegen Serbien erzwang die USA die Kontrolle des Waffenstillstandes durch die KVM und einer Luftüberwachung seitens der USA, was den Konflikt eindämmen sollte von den USA aber durch die Kontrolle der Mission durch die UNO nicht wirklich als befriedigend empfunden wurde.
Nach neuerlichem Aufflammen der Gefechte im Frühjahr 1999 versuchte die NATO unter Führung der USA der Serbischen Führung den Vertrag im französischen Rambouillet aufzuzwingen, der durch einen geheimen militärischen Anhang die Besetzung der Bundesrepublik Jugoslawien durch NATO Truppen beinhaltete, welcher für die serbische Regierung aber schlicht unannehmbar war. Die Ablehnung des Ultimatums der Besetzung Jugoslawiens interpretierte die NATO als Casus Belli und ab dem 24. März 1999 bombardierten Flugzeuge des westlichen Militärbündnisses 78 Tage lang die gesamte Bundesrepublik Jugoslawien.
Der ohne UNO-Mandat erfolgte Luftkrieg, als Humanitärer Krieg bezeichnet, hatte die gewaltsame Besetzung eines Teils von Serbien als Ziel. Durch die Aufhebung der territorialen Souveränität eines Landes sowie das ohne UNO Mandat erfolgte militärische Eingreifen des westlichen Militärbündnisses stellt nach Ansicht eines Teils von Völkerrechtlern eine völkerrechtswidrige Handlung dar, ist hingegen nach Ansicht anderer Experten durch das Nothilferecht legitimiert.
Die Situation der Kosovo-Albaner verschärfte sich indes, weil die serbischen Streitkräfte sich nicht, wie erwartet, sofort aus dem Gebiet zurückzogen. Unter dem Druck der Bombardierungen stimmte die jugoslawische Regierung am 10. Juni 1999 der UN-Resolution 1244 zu und unterzeichnete das Abkommen von Kumanovo.
Diese Regelungen bestätigten die Zugehörigkeit der Provinz Kosovo zu Jugoslawien vorbehaltlich einer endgültigen Statusregelung. Ebenso wurde der vorläufige Rückzug der jugoslawischen Streitkräfte aus dem Kosovo vereinbart. Die Verwaltung der Provinz wurde vorläufig auf der UNO (UNMIK), die militärische Kontrolle der NATO übertragen. Mit dem Rückzug der jugoslawischen Armee und Polizei, verließen über 200.000 Serben die Provinz. Ein Großteil der im Kosovo verbliebenen Serben wurde von den Albanern gewaltsam vertrieben, Hunderte wurden ermordet oder gelten als vermisst. Die Übergriffe der Albaner richteten sich auch gegen andere Minderheiten im Kosovo, überwiegend gegen die Roma.
Die Ära nach Milošević
Bei den Präsidentschaftswahlen am 24. September 2000 wurde Vojislav Koštunica zum serbischen Präsidenten gewählt, was das Ende der Ära Milošević einleitete. Milošević hatte sich zunächst zum Wahlsieger erklärt, musste aber nach mehrtägigen Streiks, Demonstrationen der Demokratischen Opposition Serbiens und der Besetzung des Parlaments am 5. Oktober, schließlich nachgeben. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2000 errang die DOS einen überwältigenden Sieg. Im Januar 2001 wurde Zoran Đinđić zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Dies führte u.a. dazu, dass Slobodan Milošević am 29. Juni 2001 an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag ausgeliefert wurde. Am 12. März 2003 wurde Đinđić auf offener Straße von Attentätern aus den Reihen der ehemaligen „Roten Barette“ ermordet.
Mit der Annahme einer neuen Verfassung im Jahre 2003 wurde die 1992 gegründete Bundesrepublik Jugoslawien in einen losen Staatenbund umgewandelt und änderte ihren Namen in Serbien und Montenegro um.
Mitte März 2004 verübten ethnische Albaner schwere Pogrome gegen die im Kosovo lebende serbische Minderheit. Dabei wurden über 4.000 Menschen vertrieben, 19 getötet, 1.000 Häuser in Brand gesteckt, 27 serbisch-orthodoxe Kirchen und Klöster zerstört.
Am 30. März 2004 wurde ein kontroverses Gesetz erlassen, durch welches die Republik Serbien verpflichtet ist, Angeklagten vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag alle Spesen zu ersetzen. Allerdings wurde drei Tage darauf ein Erlass veröffentlicht, wonach sich dieses Gesetz nicht auf die Familie von Slobodan Milošević erstreckt.
Am 27. Juni 2004 wurde ein neuer Präsident gewählt, nachdem mehrere vorangegangene Versuche wegen zu geringer Wahlbeteiligung gescheitert waren. Die Beteiligung musste über 50% betragen; diese Quote wurde jedoch nie erreicht. Nach Abschaffung der 50%-Hürde gewann der liberale und Europa zugewandte Reformer Boris Tadić von der DS gegen Tomislav Nikolić von der nationalistischen Radikalen Partei mit 53,24 % der Stimmen die Präsidentschaftswahl.
Am 17. August 2004 hat die serbische Nationalversammlung einstimmig das frühere königliche Wappen und die Hymne Bože Pravde des 19. Jahrhunderts als zu verwendende nationale Symbole vorgeschlagen, jedoch nur provisorisch, bis eine endgültige Lösung bestimmt wird. Die Hymne und das Wappen aus Zeiten der serbischen Monarchie sollen die letzten kommunistischen Symbole ersetzen. Das Wappen zeigt einen doppelköpfigen silbernen Adler, ein silbernes Kreuz und eine Krone.
Serbien als selbständiger Staat
Der serbische Präsident Boris Tadić
Serbien war einer der letzten aus Jugoslawien hervorgegangenen Staaten. Nach dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) bildeten Serbien und Montenegro ab 1992 zunächst die Bundesrepublik Jugoslawien. Diese wurde durch Parlamentsbeschluss des damaligen Bundesparlaments am 4. Februar 2003 aufgelöst und durch den Staatenbund Serbien und Montenegro (Srbija i Crna Gora) abgelöst.
Am 5. Juni 2006 erklärte das serbische Parlament in Belgrad die formale Unabhängigkeit des Landes, nachdem Montenegro diesen Schritt nach der Volksabstimmung am 21. Mai 2006, die zugunsten der Unabhängigkeit ausfiel, bereits am 3. Juni 2006 mit der Unabhängigkeitserklärung des montenegrinischen Parlaments in Podgorica vollzogen hatte. Am 8. Juni 2006 wurde die Flagge Serbiens als Nachfolger des Staatenbundes bei den Vereinten Nationen aufgezogen.
Am 30. September 2006 verabschiedete das Parlament in Belgrad einstimmig und nach sechsjähriger Auseinandersetzung eine Verfassungsnovelle für Serbien. Bei einer Volksabstimmung am 28. und 29. Oktober 2006, wurde die neue Verfassung von 53,04 Prozent der Wahlberechtigten (bei einer Wahlbeteiligung von 54,91 Prozent) angenommen.[23] Am 10. November wurde die neue Verfassung durch das Parlament angenommen.
Am 21. Januar 2007 wurden Neuwahlen des Parlaments durchgeführt. Erst am 11. Mai einigten sich Serbiens Demokraten auf die Regierungsbildung mit Vojislav Koštunica als Ministerpräsidenten.
Die am 8. November 2005 begonnenen Stabilisierungs- und Assoziierungsgespräche zwischen der EU und dem damals noch bestehenden Staatenbund Serbien und Montenegro, wurden zunächst im Frühjahr 2006 von Seiten der EU unterbrochen, da nach deren Ansicht die Regierung in Belgrad nicht genügend Aktivitäten zur Ergreifung der als Kriegsverbrecher gesuchten Radovan Karadžić und Ratko Mladić unternahm. Nach einer verbesserten Kooperation Serbiens mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) wurden die Gespräche fortgeführt und mündeten am 7. November 2007 in der Paraphierung eines Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens. Unterzeichnet werden soll das Abkommen aber erst nach der Überstellung von Karadžić und Mladić an das ICTY.[24]
Am 17. Februar 2008 rief das kosovarische Parlament, die Unabhängigkeit der Provinz aus, was von der serbischen Regierung und vom serbischen Parlament nicht akzeptiert wird und völkerrechtlich umstritten ist. Nach der Unabhängigkeitserklärung kam es in verschiedenen Städten zu Unruhen, bei denen besonders Botschaften der unabhängigkeitsbefürwortenden Staaten angegriffen wurden. Dabei kam ein 22-jähriger Student in der US-amerikanischen Botschaft, in die er mit weiteren Jugendlichen eingedrungen war, ums Leben. Zugleich erklärten die Serben im Norden des Kosovo, parallele Polizei- und Verwaltungsstrukturen aufgebaut zu haben.
Nachdem es im Mai 2008 abermals zu vorgezogenen Neuwahlen kam, wurde im Juli 2008 eine Koalitionsregierung unter Führung der bisher bereits regierenden Demokratischen Partei unter anderem zusammen mit der bisher oppositionellen Sozialistischen Partei gebildet. Wenige Tage nach der Regierungsbildung gelang es, den lange gesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher Radovan Karadžić in Belgrad zu verhaften, was zu kurzzeitigen, teilweise gewalttätigen Protesten nationalistischer Bevölkerungsteile führte. Gleichzeitig wurde der Weg zur Ratifizierung des Stabilisierungs- und Assoziationsabkommens (SAA) frei gemacht, die am 9. September 2008 vom serbischen Parlament bestätigt wurde. Im Vorfeld der Abstimmung spaltete sich ein Teil der Fraktion der nationalistischen Serbischen Radikalen Partei unter Führung des bisherigen amtierenden Parteivorsitzenden Tomislav Nikolić ab und bildet nunmehr eine eigene Fraktion mit dem Namen „Napred Srbijo“ (Vorwärts Serbien). Die Abspaltung war das Ergebnis eines Machtkampfes zwischen pragmatischeren Kräften um Nikolić, die dem SAA zustimmen wollten, und Fraktionsmitgliedern, die einer Weisung des im Gefängnis des Internationalen Strafgerichtshofes in Scheveningen einsitzenden nominellen Parteivorsitzenden Vojislav Šešelj, der die Weisung ausgegeben hatte, gegen das Abkommen zu stimmen, folgen wollten.[25]
Wirtschaft
Die 100-Dinarnote würdigt den serbischstämmigen Erfinder und Ingenieur
Nikola Tesla
Die Wirtschaft Serbiens strebt seit dem Zusammenbruch des Milošević-Regimes danach, eine marktorientierte Wirtschaft zu etablieren. Hierbei wird überwiegend auf die geleistete und geplante Privatisierung der Staatsunternehmen verwiesen. Trotzdem spielt der Staat als wichtiger Wirtschaftsfaktor eine entscheidende Rolle.
Von der Gesamtbevölkerung sind 12,3 % in der Landwirtschaft tätig, 24,2 % in der Industrie und 63,5% im Dienstleistungsbereich tätig. In Serbien beträgt der durchschnittliche Nettolohn 33.131 RSD (436 Euro)[26].
Standort und Wirtschaftskooperationen
Serbische Dinar - Banknoten und Münzen, 2005
Serbien hat mit Grenzen zu acht Nachbarstaaten, damit so viele wie kein anderer Staat der Region, eine geostrategisch wichtige Lage. Der Standortvorteil führt dazu, dass besonders ausländische Firmen ihre Präsenz immer stärker ausbauen, wie zuletzt der russische Energiegigant Gasprom oder der Automobilhersteller Fiat. Serbien ist Mitglied der Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation und der CEFTA. Zudem gibt es ein Abkommen der besonderen Beziehungen mit der Republika Srpska. Serbien ist das einzige europäische Land, welches ein Freihandelsabkommen mit Russland besitzt[27][28], das 2007 in Kraft trat. In einem Mitte September 2005 veröffentlichten Bericht der Weltbank wurde Serbien als führendes Reformland im Bereich der Entwicklungsförderung von Unternehmen und Schaffung von Arbeitsplätzen bezeichnet[29][30].
Ein Großteil der seit Jahrzehnten nach Serbien fließenden Devisen stammt von den im Ausland lebenden Serben, das sind u.a. Einnahmen durch die Tourismusbranche, Klein-, vereinzelt Großinvestitionen im eigenen Land in verschiedene Projekte oder als Unterstützung für ihre Familien. Diese betragen ca. 3,5 Mrd. Dollar jährlich[31].
Steuern
Serbien gehört zu den Ländern, die eine Einheitssteuer (flat tax) haben. Die Einkommensteuer wird zweistufig erhoben: während des Jahres werden die einzelnen Einkunftsarten getrennt besteuert, z. B. Lohnsteuer 12 %, Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung 20 %. Am Jahresende wird der Gesamtbetrag der Einkünfte (= Einkommen) ermittelt. Das Einkommen wird nochmals mit einem Pauschalsteuersatz von 10 % zusätzlich besteuert, sofern es einen festgelegten Freibetrag (derzeit 300.000 Dinar) übersteigt.
Die Körperschaftsteuer liegt pauschal bei 10 %.
Haushalt
Am 6. Dezember 2008 wurde das Budget für 2009 verabschiedet.[32] Hierbei wurden die geplanten Einnahmen auf 698,7 Mrd. Dinar beziffert, wobei die Ausgaben 748,3 Mrd. Dinar betragen. Daraus ergibt sich ein Defizit von 49,6 Mrd. Dinar, was etwa 1,5% des BSP entspricht.
Die Währungsreserve Serbiens liegt 2007 bei 9,6 Mrd. €. [33]
Die Auslandsverschuldung Serbiens konnte in den letzten Jahren massiv reduziert werden. Ausgehend davon, das Serbien nach dem Zerfall Jugoslawiens einen großen Teil der Auslandsschulden übernehmen musste, betrug die Verschuldung 2007 nur noch 4,84 Mrd. €. Die Gesamtverschuldung beträgt 30,9 % des Bruttosozialprodukts.[34] Die Devisenreserven betrugen Ende Oktober 2008 10,051 Mrd. €.
Etwa 40 % der gesamten Fläche Serbiens sind agrarisch nutzbar. Die Landwirtschaft macht ca. 16,6 % des serbischen Bruttoinlandsprodukts aus. Gemäß der Statistik aus dem Jahr 2002 arbeiteten rund 30 % der Gesamtbevölkerung in der Landwirtschaft. 2008 waren es bereits 12,3 %. Aufgrund des günstigen Klimas gibt es in Serbien gute bis sehr gute Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Die fruchtbarste Region ist die Pannonische Tiefebene im Norden des Landes in der Provinz Vojvodina. Hauptanbauprodukte sind Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln, Weizen und Obst (v.a. Pflaumen, Himbeeren und Äpfel). Serbien zählt weltweit zu den größten Exporteuren von Himbeeren[28]. Daneben wird auch Tierhaltung betrieben (v.a. Schweine und Rinder, im Südwesten Schafe). Der Weinbau spielt auch eine große Rolle, hier insbesondere im Weinbaugebiet Fruška Gora.
Der industrielle Sektor des Landes befindet sich seit einigen Jahren in stetigem Wachstum. Die meisten Firmen in Serbien waren staatliche Unternehmen. Um den Standort Serbien für Investitionen attraktiver zu machen, begann 2002 die Privatisierung dieser Firmen. Der Anteil des Sekundärsektors an der Wirtschaftsleistung Serbiens betrug im Jahr 2007 25,5 %. Der Industriesektor in Serbien wird durch eine hohe Anzahl von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt. Wichtigste Wirtschaftszweige sind die verarbeitende Industrie und die Bauindustrie. Mit der Übernahme von 67% des serbischen Auto-Herstellers Zastava durch Fiat verspricht sich der sich aus der Branche zurückziehende Staat eine Wiederbelebung der Automobilbranche und einen Dominoeffekt auf bestehende Hemmnisse, besonders bei Unternehmen mit Standort in der EU, für Investitionen in Serbien. Fiat plant nach eigenen Aussagen über eine Milliarde Euro in die neue Fiat Srbija investieren zu wollen[35].
Produziert werden schwerpunktmäßig Nahrungsmittel, Textilprodukte, Metallprodukte, Glas, Zement, Maschinen (Waffen) und vereinzelt auch Technologie- und Telekommunikationsprodukte.
Energiewirtschaft
South Stream durch Serbien
Energie wird in Serbien hauptsächlich durch Kohle- und Wasserkraftwerke erzeugt.
Mit der Unterzeichnung des Abkommens im Januar 2008 in Moskau über den Bau der South Stream Gaspipeline, die etwa 400 km durch Serbien verlaufen soll, der Übernahme von 51% des Stammkapitals der serbischen Ölgesellschaft NIS (Нафтна Индустрија Србије/Naftna Industrija Srbije) durch Gazprom Neft, dessen Mehrheitseigner der russische Energiekonzern Gazprom ist, und der Inbetriebnahme eines Erdgasdepots mit mindestens 300 Millionen Kubikmetern Speichervermögen im ausgeschöpften Gasfeld Banatski Dvor etwa 60 Kilometer nordöstlich der Stadt Novi Sad entsteht in Serbien in nächster Zukunft einer der wichtigsten Transitknoten für Gas in Südosteuropa. Es ist eines mit Abstand größten Wirtschaftsprojekte in Serbien seit dem Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert.[36] [37][38]
Zudem, bedingt durch eine vorhersehbare Energieknappheit ab 2012, plant der serbische staatliche Stromerzeuger EPS (Електропривреда Србије/Elektroprivreda Srbije) mit den Stromerzeugern der betreffenden Nachbarländer ein drittes Wasserkraftwerk an der Donau namens Đerdap III (Ђердап III) mit etwa 2,4 Gigawatt Leistung. Das Projekt wäre nicht neu und wurde schon 1973 als Möglichkeit in Erwägung gezogen.[39]
Dienstleistungssektor
Der Dienstleistungssektor dominiert seit 2001 die Wirtschaft in Serbien und macht weit über die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts aus (2007 57,9 % der serbischen Wirtschaftsleistung). Er ist der sich am schnellsten entwickelnde Bereich der serbischen Wirtschaft. Die Verlagerung vom Primär- und dem niedergehenden Sekundärsektor, der zumeist aus Staatsbetrieben bestand, zum Dienstleistungssektor begann mit einer Reihe grundlegender Reformen, die schon in der postsozialistischen Ära des Milosević-Regimes eingeleitet wurden. Seitdem „boomte“ die Wirtschaft in diesem Bereich.
Das größte Dienstleistungszentrum ist die Finanzmetropole und Hauptstadt Belgrad, wo die meisten Unternehmen aus dem tertiären Sektor ihren Sitz haben. Auch die anderen großen Städte Novi Sad und Niš sind wichtige Dienstleistungsstandorte. An zentraler Stelle stehen hierbei die Banken, die Versicherungsbranche, der Handel und der Verkehr.
Tourismus
Serbiens größter See, der
Đerdapsee, ist ein Stausee am Eisernen Tor
Nach dem Zerfall Jugoslawiens blieben Touristen wegen des Bürgerkrieges 1991 - 1995 weitgehend aus. Während 1987 noch 4,5 Millionen Touristen die jugoslawische Teilrepublik Serbien besuchten, waren es im Jahr 2005 nur noch etwas mehr als 400.000 ausländische Touristen. Durch verstärkte Investitionen in touristische Bereiche, in die Infrastruktur und mehr Werbung stiegen die ausländischen Besucherzahlen 2007 auf 700.000 [40]. Die Einnahmen durch Tourismus betrugen 2007 ca. 530 Mio. Dollar, die zukünftig wesentlich ansteigen dürften.
Die touristischen Hauptziele in Serbien sind die Großstädte Belgrad und Novi Sad, zahlreiche Kurorte, die Gebirge Kopaonik, Zlatibor und die Donau. Des Weiteren bietet Serbien zahlreiche Festungen und Klosteranlagen sowie eine Vielzahl von Seen und Schluchten, von denen das Eiserne Tor die größte ist. Viele dieser geografischen Besonderheiten sind als Nationalpark bzw. Naturschutzgebiet unter Schutz gestellt.
Verkehr
Serbien ist ein wichtiges Transitland im Verkehr von Ungarn/Ostmitteleuropa nach Griechenland, Bulgarien, Mazedonien, Albanien und der Türkei.
Straße
Alle wichtigen Verkehrswege Südosteuropas kreuzen sich in Serbien. Das Straßennetz ist insgesamt 45.290 km lang. Serbien besitzt 422 mautpflichtige Autobahnkilometer und 213 km mautpflichtige Halbautobahnen. Das Straßennetz beinhaltet 2.638 Brücken und 78 Tunnels, von denen jedoch nur sehr wenige beleuchtet sind. Die Infrastruktur wird sukzessive ausgebaut. Viele Autobahnen und Schnellstraßen befinden sich in Planung und Bau. In Zukunft sollten vier Autobahnen Belgrad mit dem serbischen Kernland verbinden. Dabei sollen zwei neue Autobahnen entstehen, welche Belgrad mit Montenegro (Süd-Westen) und Rumänien (Nord-Osten) verbinden[41]. Geplant ist zunächst der Ausbau der Schnellstraße 1 zu einer Autobahn mit zwei Spuren von Horgoš bis Novi Sad in der Länge von 106 Kilometer. Dann folgen die Wartung der bestehenden 68 Kilometer langen Autobahn zwischen Novi Sad und Belgrad sowie die Projektierung und der Bau der Autobahn von Belgrad bis Požega in der Länge von 148 Kilometern.
In absehbarer Zukunft soll auch die Trasse ab Požega Richtung Montenegro fortgesetzt werden. Davon erhoffen sich vor allem der Tourismus und die Wirtschaft generell einen Aufschwung für ganz Südosteuropa und auch für den Adriahafen Bar. Ziel ist, die geplante neue Autobahn von Belgrad an die Südadria als Teil des transeuropäischen Verkehrskorridors 10 anerkannt zu bekommen[42].
Die heutige A1 stellt die wichtigste Autobahnstrecke in Serbien. Die A1 knüpft an die kroatische Autobahn A3 am Grenzübergang Batrovci an und verläuft dann ca. 387 km süd-östlich Richtung Leskovac. Im Jahr 2006 wurde zusammen mit der griechischen Regierung eine Vereinbarung getroffen, um den Bau der A1 bis zur mazedonischen Grenze abzuschließen. Die Kosten für die ungefähr 96 km lange Strecke sollen etwa 380 Mio. Euro betragen, wobei die griechische Regierung davon 100 Mio. Euro investiert[43]. Der Baubeginn erfolgte im Sommer 2008. 2008 wurde ein Teilstück der Belgrader Ringautobahn fertiggestellt, welches jedoch nur eine Halbautobahn ist. Bis 2011 sollte auch die zweite Spur fertig sein[44]. Der Bau der gesamten Ringautobahn um Belgrad soll nach den Plänen der Stadt Belgrad bis 2013 abgeschlossen sein.
Weitere Investitionen sind an der A3 geplant, eine wichtige Strecke vor allem für den Transport aus Mitteleuropa in Richtung Türkei und den Nahen Osten. Zudem wird ab 2010 eine Vignettenpflicht auf serbischen Autobahnen eingeführt[45].
Verkehrsbestimmungen
Tempolimits:
- Für PKW, Motorräder und Wohnmobile bis 3,5 t innerorts 60 km/h, auf Landstraßen 80 km/h, auf Kraftfahrstraßen 100 km/h und auf Autobahnen 120 km/h (für Wohnmobile 100 km/h). PKWs mit Anhänger und Wohnmobile über 3,5 t dürfen innerorts ebenfalls 60 km/h fahren, außerorts überall nur 80 km/h.
Sonstiges:
Eisenbahn
Die Eisenbahnen Serbiens betreiben Verbindungen von Belgrad nach Bar (Montenegro), Thessaloniki, Istanbul und in die EU-Länder. Serbien besitzt 3.809 km Eisenbahnstrecken. 1.364 km davon sind elektrifiziert.
Luftverkehr
Für den Flugverkehr spielt der internationale Flughafen „Nikola Tesla“ am westlichen Stadtrand von Belgrad die wichtigste Rolle. Daneben gibt es noch den internationalen Flughafen „Konstantin Veliki“ in Niš. Ein weiterer ziviler Flughafen entsteht seit Sommer 2006 durch den Umbau eines ehemaligen Militärflughafens bei Užice. JAT Airways ist die staatliche Fluggesellschaft. Eine Privatisierung steht dem europaweit operierenden Unternehmen bevor.
Schifffahrt
An der Donau, Save und Theiß gibt es viele Flusshäfen, die auch neuerdings eine touristische Route bedienen. Über die Donau gibt es eine Wasserverbindung zum Schwarzen Meer. Entlang der Donau befinden sich einige Schiffswerften.
Wirtschaftskennzahlen
Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen (ohne Kosovo) Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Arbeitslosigkeit und Außenhandel entwickelten sich in den letzten Jahren folgendermaßen:
Das Bruttoinlandsprodukt Serbiens (als Republik von Jugoslawien) sank von 1990 bis 2001, wegen des wegbrechenden Inlandsmarkts durch die Auflösung Jugoslawiens, wegen der Sanktionen im Zusammenhang mit den Jugoslawienkriegen sowie wegen der NATO-Angriffe während des Kosovo-Kriegs von 1999, um die Hälfte.