Hauptartikel: Rumäne/Rumänien (Etymologie)
Der rumänische Begriff România (Rumänien) kommt von român (Rumäne), was seinerseits eine Ableitung des lateinischen romanus (Römer, römisch) ist.[3] Im 16. Jahrhundert berichteten italienische Reisende, dass die Bewohner auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens sich selbst Römer nannten. In einem Brief des Kaufmannes Neacşu von 1521 wird das Fürstentum Walachei als Rumänisches Land (rumänisch: Țara românească) bezeichnet. Die moderne Entsprechung România ist seit dem frühen 19. Jahrhundert gebräuchlich.
Historische Dokumente weisen die Schreibweisen rumân und român zur Bezeichnung der Rumänen auf, die ursprünglich synonym verwendet wurden. Im 17. Jahrhundert nahm die vorherrschende Sprechform rumân die Bedeutung Leibeigener an, während român seine Bedeutung als Bezeichnung der Rumänen beibehielt. Nach der Abschaffung der Leibeigenschaft Mitte des 18. Jahrhunderts ging die Form rumân allmählich aus der Sprache verloren, ist im Deutschen aber bis heute Wortstamm von Rumänien.
Rumänien hat eine Fläche von 238.391 km². Es liegt in der Übergangszone zwischen Mittel-, Süd- und Osteuropa. Im Süden grenzt Rumänien an Bulgarien, im Westen an Serbien und Ungarn, im Norden an die Ukraine, im Osten an Moldawien und ein weiteres Mal an die Ukraine, und schließlich an das Schwarze Meer. Rumäniens Landschaft wird etwa zu je einem Drittel von Gebirge, Hochland und Ebene eingenommen.[4] Der prägende Gebirgszug des Landes sind die Karpaten, welche die drei historischen Regionen Moldau, Walachei und Siebenbürgen (Transsilvanien) voneinander trennen. Höchster Punkt der rumänischen Karpaten ist der Moldoveanu mit 2.544 m.
Das
Făgăraş-Gebirge ist mit fünf Bergen über 2.500 m (darunter auch der
Moldoveanu) die am höchsten gelegene Region Rumäniens.
Das geografische Zentrum Rumäniens ist das Siebenbürgische Hochland, das im Westen vom Apuseni-Gebirge) und ansonsten vom Karpatenbogen umschlossen wird. Die Ostkarpaten bilden die Grenze zum Moldauer Hochland, das im Nordosten Rumäniens liegt. Die Südkarpaten wiederum trennen Siebenbürgen von der Walachischen Tiefebene. Diese Region lässt sich in die östliche Kleine Walachei (Oltenien) und die westliche Große Walachei (Muntenien) unterteilen. Die Walachei wird nach Westen durch das Banater Gebirge abgegrenzt. Dieses bildet zusammen mit Apuseni-Gebirge und Poiana–Ruscă–Gebirge die sogenannten Rumänischen Westkarpaten. Diese grenzen die zentralen Regionen Rumäniens zur Pannonische Tiefebene ab. Hier befinden sich die historischen Regionen Banat (Südwesten), Kreischgebiet (Westen) und Maramureş (Nordwesten). Im Norden Rumäniens liegt die Bukowina. Im Osten des Landes grenzt die Dobrudscha ans Schwarze Meer.
Der bedeutendste Fluss des Landes ist die Donau, die über tausend km durch oder an Rumänien entlang fließt. Sie bildet den größten Teil der rumänischen Südgrenze zwischen Banat und Serbien beziehungsweise Walachei und Bulgarien. Der Fluss mündet im großen Donaudelta ins Schwarze Meer. Die übrigen wichtigen Flüsse Rumäniens gehören direkt oder indirekt zum Einzugsgebiet der Donau. Die Theiß grenzt Rumänien teilweise nach Norden zur Ukraine ab, der Pruth die rumänische Region Moldau nach Nordosten zu Moldawien. Der Sereth fließt durch Moldau, der Olt durch die Walachei, der Mureş durch Siebenbürgen.
→ Siehe auch: Liste der Flüsse in Rumänien
Rumänien gehört generell zur gemäßigten Klimazone im Bereich der Westwindzone. Durch die natürliche Barriere der Karpaten unterscheiden sich die einzelnen Landesteile allerdings klimatisch voneinander. Siebenbürgen (westlich der Karpaten) ist noch vom maritimen Klima der atlantischen Winde geprägt. Die Karpaten verhindern jedoch, dass diese den Osten und Süden des Landes erreichen. In Moldau (östlich der Karpaten) herrscht ein kontinentales Klima vor. Diese Region ist kalten Luftströmen aus der Ukraine ausgesetzt. In der Walachei (südlich der Karpaten) existieren mediterrane Einflüsse, in noch stärkerem Ausmaß trifft dies auf die Dobrudscha zu.
Die jährlichen Durchschnittstemperaturen variieren innerhalb Rumäniens zwischen 11 °C im Süden und 8 °C im Norden. Kältester Monat ist für gewöhnlich der Januar, wärmster Monat der Juli. Im Winter betragen die durchschnittlichen Temperaturen 0 °C an der Schwarzmeerküste und -15 °C im Hochgebirge. Im Sommer steigen die durchschnittlichen Temperaturen in den tieferen Regionen des Lands auf mehr als 25 °C. Die tiefste jemals gemessene Temperatur wurde mit -38,5 °C am 25. Januar 1942 in Bod festgestellt, die höchste mit 44,5 °C am 10. August 1951 bei Brăila.[5]
Die Niederschläge sind tendenziell am stärksten im Nordwesten Rumäniens und am schwächsten im Südosten. Die höchsten jährlichen Niederschlagsraten treten mit 1.000 mm im Hochgebirge auf, die geringsten mit 300–400 mm an der Schwarzmeerküste. Diese kommt auf 2.286 Sonnenstunden im Jahr, gegenüber nur 1.500 in den Gebirgsregionen Rumäniens.[5]
Das
Donaudelta ist ein Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten
Rumänien ist zu 27 Prozent von Wald bedeckt.[6] Die Waldzone endet bei 1.800 Meter, darüber befinden sich Bergweiden. Innerhalb der Nadelwaldzone (1400–1800 m) wachsen Fichten, Tannen, Kiefern, Eiben und Lärchen. Im Buchenwald (400–1400 m) dominieren zwar Buchen, doch kommen daneben auch Hainbuchen, Ulmen, Eschen und Birken vor. Die unterste Waldzone ist der Eichenwald (150–400 m), wo sich neben Eichen auch Ahorne, Platanen, Weiden, Pappeln und Linden finden lassen.
Im Bărăgan (Teil der Walachischen Tiefebene) und in der Dobrudscha existieren Steppenlandschaften, von denen allerdings mittlerweile große Teile landwirtschaftlich genutzt werden.[6] Ansonsten kommen hier neben vereinzelten Laubbäumen Rosen, Prunus und Weißdorne vor. Im Donaudelta befindet sich eine Sumpflandschaft, die durch Schilfrohr, Rohrkolben, Wasserschierling und Seerosen geprägt ist.
Rumäniens Tierwelt umfasst 3.600 Arten, bei denen es sich teilweise um in Europa weit verbreitete Gattungen handelt, teilweise aber auch um nur hier vorkommende.[7] Dazu zählen in den Karpaten die Gämse, Bartgeier, Braunbär (ca. 6.600 Exemplare[8]), Wolf (ca. 3.100[9]) und Luchs (ca. 1.500[10]). Daneben finden sich in den höher gelegenen Waldregionen Rumäniens auch in anderen Teilen Europas beheimatete Tiere wie Steinadler, Mönchsgeier, Rothirsch und Rotfuchs, in tiefer gelegenen Laubwäldern Dachs, Reh und Wildschwein.
In der Walachischen Tiefebene finden sich kleine Populationen der Großtrappe. Das Donaudelta bietet Heimat für zahlreiche Arten von Fischen, Amphibien und Zugvögeln. Dazu zählt der in Europas nur hier vorkommende Rosapelikan.[7] Daneben leben hier unter anderem der Purpurreiher und der wegen seines Kaviars bekannte Stör.
Die Altersstruktur Rumäniens weist die geburtenstärksten Bevölkerungszahlen in den Jahrgängen 1975–1979 auf.
In Rumänien leben 21,5 Millionen Menschen.[1] Die Bevölkerung Rumäniens war nach 1945 kontinuierlich auf schließlich über 23 Millionen gestiegen, ist aber seit der Revolution von 1989 leicht gesunken. Dafür ist wie auch in anderen Ländern Europas ein Geburtendefizit verantwortlich. Auf tausend Rumänen kommen jährlich 11,8 Todesfälle, aber nur 10,6 Geburten, was eine Wachstumsrate der Bevölkerung von -0,14 Prozent bedeutet.[11] Die rumänische Fruchtbarkeitsrate von 1,3 Kindern pro Frau liegt deutlich unterhalb der Nettoreproduktionsrate.[12] Dies hat auch Auswirkungen auf die rumänische Altersstruktur, nach der – für Europa typisch – nur 15 Prozent der Einwohner jünger als 15 Jahre alt sind. Weitere 15 Prozent der Bevölkerung sind älter als 65, wobei dieser Wert angesichts der zunehmenden Lebenserwartung (72 Jahre) mittelfristig steigen wird. Des Weiteren ist Rumänien aufgrund seiner wirtschaftlichen Probleme seit 1945 ein Auswanderungsland gewesen, auch wenn sich diese Entwicklung durch die Stärkung der Wirtschaft seit 2002 abschwächt.[13]
Rumänien hat eine für EU-Verhältnisse leicht unterdurchschnittliche Bevölkerungsdichte von 90,6 Einwohnern pro km². In Bezug auf die einzelnen Landesteile verteilt sich die Bevölkerung relativ ungleichmäßig.[14] Am wenigsten dicht besiedelt ist das Banat mit 60,2 Einwohner pro km². Ebenfalls unter dem rumänischen Durchschnitt liegen das südliche Siebenbürgen (74,2), die Kleine Walachei (78,5), die Dobrudscha (79,4) und das nördliche Siebenbürgen (79,9). Relativ dicht besiedelt ist Moldau (101,3), besonders stark die Große Walachei einschließlich der Hauptstadtregion (kombiniert 152,6).
Der urbane Anteil der rumänischen Bevölkerung ist mit 54 Prozent im Verhältnis zur ruralen gemessen am europäischen Durchschnitt ausgewogen.[12] Allerdings ist der Altersdurchschnitt in den ländlichen Gebieten durch die Abwanderung junger Rumänen in die Städte deutlich höher.[15] Nach 1990 haben sich verstärkt Einwohner in stadtnahen Gebieten niedergelassen. Als Reaktion auf diese Entwicklung sind seit 2005 mehrere Metropolregionen gegründet worden.
Ethnien und Sprachen [Bearbeiten]
Die ungarische Minderheit in Rumänien
Die Rumänen sind mit 89,5 Prozent deutlich die größte Bevölkerungsgruppe des Landes.[16] Daneben existieren aber zahlreiche autochthone, nationale Minderheiten, die teilweise regional die Mehrheit stellen. Darunter sind vor allem die Ungarn mit 6,6 Prozent (etwa 1,4 Millionen Menschen) hervorzuheben. Die Hauptsiedlungsgebiete der ungarischen Bevölkerung befinden sich im Südosten Siebenbürgens, dem Szeklerland, sowie im Grenzgebiet zu Ungarn. Das Verhältnis zwischen Rumänen und Ungarn ist historisch vorbelastet, da beider Nationalstaaten Anspruch auf die gemeinsamen Siedlungsgebiete erhoben haben. Zwischen 1952 und 1968 hatten die Gebiete der Szekler einen autonomen Status, der danach wieder aufgehoben wurde. Seit Mitte der 1990er hat sich die Beziehung zwischen Rumänen und Ungarn allerdings entspannt. Die Demokratische Union der Ungarn in Rumänien, eine ethnische Sammelpartei, ist seitdem mehrfach Teil der nationalen Regierungskoalition gewesen.
Die historischen Siedlungsgebiete der deutschen Minderheit in Rumänien um 1918
Die drittgrößte Bevölkerungsgruppe in Rumänien sind die Roma (2,5 Prozent), welche keine regionalen Schwerpunkte bewohnen. Diese sind sozial und wirtschaftlich schlechter als die übrigen Gruppen gestellt, während sie im Gegensatz zu den Ungarn auch keine eigene politische Vertretung haben.[17] Der bis Mitte des 20. Jahrhunderts hohe Anteil der Deutschen ist auf 0,3 Prozent gesunken. Dabei handelt es sich vor allem um Siebenbürger Sachsen und Donauschwaben (Banat und Nordwesten bei Satu Mare). Der Altersdurchschnitt dieser Gruppen ist jedoch relativ hoch, so dass die Gesamtzahl der Deutschen in Rumänien von etwa 60.000 Menschen weiter sinken wird. Daneben existieren zahlreiche weitere Minderheiten: Ukrainer (0,3 Prozent) in der Bukowina und Maramureş; Russen (0,2), Türken (0,2) und Tataren (0,1) in der Dobrudscha; sowie Serben (0,1) und Slowaken (0,1) im Banat.
Die Verteilung der Sprachen entspricht weitgehend den einzelnen Nationalitäten.[16] Amtssprache Rumäniens ist laut Verfassung Rumänisch (limba română), eine der Ostromanischen Sprachen, das von 91 Prozent der Bevölkerung des Landes gesprochen wird. Ungarisch nimmt mit 6,7 Prozent regional ebenfalls eine bedeutende Rolle ein. In den Regionen, in denen jeweils eine der Minderheitensprachen von mehr als 20 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird, ist diese offizielle Zweitsprache in Verwaltung, Gerichten und Schulen. Die häufigsten Fremdsprachen in Rumänien sind Englisch und Französisch, in Siebenbürgen auch Deutsch.
Rumänien hat als säkulares Land keine Staatsreligion. Allerdings bekennt sich mit 86,7 Prozent der überwiegende Teil der Bevölkerung zur Rumänisch-Orthodoxen Kirche.[1] Diese ist eine autokephale Kirche innerhalb der osteuropäischen Orthodoxie. Die ethnische und sprachliche Teilung Rumäniens setzt sich in der Kirchenzugehörigkeit fort, da die Ungarn vorzugsweise anderen Konfessionen angehören.
Protestanten machen insgesamt 6,6 Prozent der Bevölkerung aus. Etwa die Hälfte von ihnen sind Reformierte, während die übrigen den Gemeinden der Pentekostalen, Baptisten, Adventisten, Unitarier, Lutheraner und Evangelikalen angehören. Die protestantischen Kirchen sind zur Hälfte unter den Ungarn und Deutschen in Siebenbürgen vertreten, während die evangelikalen Kirchen vor allem unter den Rumänen verbreitet sind. Insgesamt 5,6 Prozent der Rumänen bekennen sich zur katholischen Kirche, wovon allerdings etwa ein Sechstel der mit Rom unierten Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche aus Siebenbürgen angehört. Die Mehrheit der römischen Katholiken wird von den ethnischen Ungarn gestellt. In der Moldau leben mit den Tschangos einige Katholiken ungarischer Sprache. Überwiegend katholisch sind auch die Donauschwaben.
Muslime in Rumänien machen 0,3 Prozent der Bevölkerung aus, wobei es sich vor allem um Türken und Tataren in der Dobrudscha handelt. Von den vor 1945 ursprünglich zahlreichen Juden ist nur eine kleine Minderheit übrig geblieben. Die Anzahl der rumänischen Konfessionslosen liegt trotz der langen kommunistischen Herrschaft nur bei 0,2 Prozent.
Hauptartikel: Geschichte Rumäniens
Frühgeschichte und Ethnogenese der Rumänen [Bearbeiten]
Das Gebiet des heutigen Rumänien wurde seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. von Geten und Dakern besiedelt. Diese wurden 106 n. Chr. durch Trajan gewaltsam in das Römische Reich eingegliedert. Die Römer etablierten auf dem Gebiet des heutigen Siebenbürgens und des Banats die Provinz Dacia (Dakien), welche etwa 271 wieder aufgegeben wurde. Während der Völkerwanderung wurde das Gebiet des heutigen Rumäniens von verschiedenen Stämmen durchzogen, darunter Goten, Slawen, Hunnen und Magyaren (Ungarn).
Der Ursprung des rumänischen Volkes ist unter Historikern umstritten, die zwei konkurrierende Thesen vertreten: Die dako-romanische Kontinuitätstheorie besagt, dass auch nach der Aufgabe der römischen Provinz Dacia dauerhaft nördlich der Donau eine dakisch-romanische Bevölkerung verblieben sei, aus denen zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert die heutigen Rumänen hervorgegangen seien. Dem gegenüber steht die Migrationsthese, wonach die Ethnogenese der Rumänen südlich der Donau stattgefunden habe und diese Bevölkerung erst nach dem Ungarneinfall (9. Jahrhundert) nach Siebenbürgen eingewandert sei.
Die drei Fürstentümer [Bearbeiten]
Siebenbürgen war etwa seit 895 Teil des ungarischen Árpáden-Reiches. Nach dem Aussterben dieser Dynastie wurde Siebenbürgen ab dem späten 13. Jahrhundert faktisch autonom. Teile seiner rumänischen Bevölkerung siedelten sich jenseits der Karpaten an, wodurch sich im 14. Jahrhundert auch die Fürstentümer Moldau und Walachei etablieren konnten.
Die drei Fürstentümer befanden sich während des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit im Grenzgebiet des osmanischen und ungarisch-habsburgischen Einflussgebietes. Siebenbürgen war ab dem 15. Jahrhundert wieder fest an Ungarn gebunden, während seine rumänische Bevölkerung gegenüber den dort angesiedelten Ungarn und Deutschen viele Rechte einbüßte. Moldau und die Walachei bewahrten ihre politische und religiöse Autonomie, waren aber dem Osmanischen Reich gegenüber tributpflichtig. Bedeutende Fürsten dieser Epoche waren Mircea der Alte (Mircea cel Bătrân, 1386–1418) und Vlad III. Drăculea (1456–1462, 1476) in der Walachei, sowie Stephan der Große (Ştefan cel Mare, 1457–1504) in Moldau. Im Jahr 1601 wurden alle drei Fürstentümer kurzzeitig unter Michael dem Tapferen (Mihai Viteazul, 1593–1601) vereinigt.
Im 18. Jahrhundert verschlechterte sich die politische Lage der rumänischen Fürstentümer: Siebenbürgen wurde bis 1711 fester Bestandteil von Österreich-Ungarn, während Moldau und Walachei verstärkt unter den Einfluss der Osmanen gerieten, welche griechischstämmige Phanarioten als Fürsten einsetzten. Die osmanische Macht nahm allerdings ab, so dass Österreich zusätzlich zu Siebenbürgen bis 1775 auch die Bukowina und das Banat eroberte. Als dritte ausländische Großmacht übte Russland Einfluss auf die rumänischen Fürstentümer aus, das sich 1812 in Bessarabien festsetzte.
Etablierung des unabhängigen Rumäniens [Bearbeiten]
Karl I. wurde erster König Rumäniens
Spätestens seit den europaweiten Revolutionen von 1848 wurde in Rumänien eine Vereinigung der Fürstentümer propagiert, wozu sich ab 1856 nach der Schwächung Russlands infolge des Krimkrieges eine außenpolitische Gelegenheit bot. 1859 wurde Alexander Johann I. (Alexandru Ioan Cuza) sowohl zum Fürsten der Walachei als auch Moldaus gewählt. Am 24. Dezember 1861 schuf er eine Realunion durch die Proklamation des souveränen Fürstentums Rumänien (das sogenannte „Altreich“). Aufgrund seiner innenpolitischen Reformen wurde Alexander aber 1866 mit Billigung der Großmächte durch die Bojaren (Adlige) zur Abdankung gezwungen und durch Karl von Hohenzollern-Sigmaringen (Carol I.) ersetzt. Im Russisch-Osmanischen Krieg 1877–1878 unterstützten die Rumänen Russland, woraufhin ihre Unabhängigkeit de jure auf dem Berliner Kongress bestätigt wurde. Zusätzlich erhielt Rumänien die Dobrudscha gegen die Abtretung des südlichen Bessarabiens an Russland. Am 26. März 1881 wurde in Bukarest das neue Königreich Rumänien proklamiert.
Nach mehreren Jahren innenpolitischer Reformen und außenpolitischer Stabilität kämpfte Rumänien 1913 im Zweiten Balkankrieg gegen Bulgarien und sicherte sich im Frieden von Bukarest die südliche Dobrudscha. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 verhinderte die rumänische Oligarchie gegen den Willen Karls I. eine Parteinahme zugunsten der Mittelmächte. Sein Neffe und Nachfolger Ferdinand I. trat im Sommer 1916 der Entente bei. Zunächst eroberten die Rumänen den Südosten Siebenbürgens. Die Gegenoffensive der deutschen, österreichischen und bulgarischen Truppen führte jedoch zur Besetzung der Walachei im Dezember 1916, so dass Ferdinand I. nach Moldau fliehen musste. Dort wurde mit Hilfe Frankreichs der militärische Widerstand wiederhergestellt.
In den Friedensverträgen von Versailles 1919 und Trianon 1920 profitierte Rumänien erheblich von seiner Parteinahme zugunsten der Siegermächte: Vom untergegangenen Österreich-Ungarn erhielt es Siebenbürgen, das östliche Kreischgebiet, die Bukowina und zwei Drittel des Banats; vom bolschewistisch gewordenen Russland zusätzlich Bessarabien.
Die Entwicklung des rumänischen Territoriums zwischen 1861 und 1947.
Verteilung der Ethnien in den Kreisen Großrumäniens (Volkszählung 1930)
Staatsfläche und Bevölkerungszahl des neuen „Großrumäniens“ hatten sich verdoppelt, wodurch es von einem relativ einheitlichen Nationalstaat zu einem Vielvölkerstaat geworden war. Etwa ein Viertel der rumänischen Staatsbürger gehörten einer der nationalen Minderheiten wie Ungarn, Deutschen, Juden, Bulgaren oder Ukrainern an. Wie andere Staaten Europas war auch Rumänien in der Zwischenkriegszeit von politischer Instabilität gekennzeichnet. 1927 wurde Kronprinz Karl zum Thronverzicht gezwungen und sein minderjähriger Sohn Michael I. (Mihai I.) wurde König. Sein Vater bestieg jedoch 1930 doch noch als Karl II. (Carol II.) den Thron. Dieser errichtete 1938 eine Königsdiktatur, um eine Beteiligung der faschistischen Eisernen Garde an der Regierung zu verhindern.
Rumänien hatte sich zunächst außenpolitisch an Frankreich orientiert, wandte sich aber ab 1934 aus wirtschaftlichen Gründen und auf der Suche nach einer neuen Schutzmacht dem nationalsozialistischen Deutschland zu. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der sich daran anschließenden territorialen Neuordnung Europas im Hitler-Stalin-Pakt verlor Rumänien große Gebiete seines Staatsgebietes: Im Sommer 1940 wurden die Nordbukowina, das Hertza-Gebiet und Bessarabien von der Sowjetunion besetzt, die Süddobrudscha wurde an Bulgarien, das nördliche Siebenbürgen an Ungarn (Zweiten Wiener Schiedsspruch) abgetreten.
Karl II. ging nach diesen Verlusten ins Exil, woraufhin die Macht an den General Ion Antonescu fiel. Dieser errichtete ein faschistisches Regime in Rumänien und trat den Achsenmächten bei. Während des Zweiten Weltkriegs beteiligte sich Rumänien 1941 am zunächst erfolgreichen deutschen Feldzug gegen die Sowjetunion, wodurch die ein Jahr zuvor verlorenen Gebiete wieder rumänisch wurden. Innenpolitisch wurden zahlreiche Juden und Roma vom Antonescu-Regime verfolgt und ermordet.[18] Die erfolgreiche Offensive der Sowjetunion im August 1944 führte zum Sturz Antonescus und zum Frontwechsel Rumäniens. Es erhielt zwar Nordsiebenbürgen zurück, doch kamen Bessarabien, das Hertza-Gebiet und die Nordbukowina wieder unter sowjetische Herrschaft. Der Hauptteil dieses Gebietes bildet heute den eigenständigen Staat Moldawien, der Rest (Budschak und die heutige Oblast Czernowitz) ist Teil der Ukraine.
Die kommunistische Herrschaft [Bearbeiten]
Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Rumänien völlig unter sowjetischen Einfluss. Die Eliten des alten Systems und politische Gegner wurden enteignet, verschleppt oder ermordet. 1947 wurden zunächst alle bürgerlichen Parteien verboten und am 30. Dezember 1947 schließlich König Mihai I. abgesetzt. Die Sozialdemokraten wurden mit der zuvor unbedeutenden Kommunistischen Partei Rumäniens (KPR) zwangsvereinigt, woraus die Rumänische Arbeiterpartei (RAP) hervorging. Diese rief die Volksrepublik Rumänien aus, in der Gheorghe Gheorghiu-Dej der bestimmende Mann war. 1948 erfolgte eine letzte territoriale Abtretung, als die Schlangeninsel in einem geheimen Protokoll der Sowjetunion übergeben wurde.
Staat und Wirtschaft Rumäniens wurden systematisch nach kommunistischen Vorstellungen umgeformt: 1948 wurde die Industrie verstaatlicht, ab 1950 auch die Landwirtschaft. Um den ethnischen Gegensatz mit den Ungarn innerhalb Rumäniens abzuschwächen, wurde 1952 in deren Hauptsiedlungsgebiet das autonome Szeklerland eingerichtet. Obwohl Gheorghiu-Dej eine vorsichtige Eigenständigkeit gegenüber der Sowjetunion anstrebte, trat Rumänien 1955 dem Warschauer Pakt bei. Mitte der 1950er verbesserte sich die wirtschaftliche Versorgungslage in Rumänien, was die innenpolitische Lage stabilisierte.
Am 21. August 1965 wurde die Sozialistische Republik Rumänien ausgerufen. Führender Mann des Landes wurde Nicolae Ceauşescu, der nach dem Tod von Gheorghiu-Dej das Amt des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei übernommen hatte. Ceauşescu unternahm mehrere radikale Einschnitte in die rumänische Wirtschaft und Gesellschaft: Gesetze zur Förderung des Kinderreichtums und ein Abtreibungsverbot sollten die Bevölkerungszahl Rumäniens steigern.[19] Mittels ausländischer Kredite und durch die Umsiedlung von Teilen der Landbevölkerung in die Städte sollte das agrarisch geprägte Land industrialisiert werden.
Proteste gegen die kommunistische Herrschaft 1989 in
Timişoara
Der gewünschte Erfolg dieser Maßnahmen stellte sich jedoch nicht ein, sondern führte seit den 1970ern zu einer Versorgungskrise. Der Zusammenbruch der Volkswirtschaft und die mangelnde Bonität Rumäniens zwang das Regime zum Export von Grundversorgungsgütern. Dennoch bewahrte Ceauşescu seine Macht durch eine Geheimpolizei (Securitate) und einen ausgeprägten Personenkult. Nach dem Mauerfall und der Wende 1989 in der DDR und den anderen Staaten des Ostblocks kam es jedoch zur Rumänischen Revolution. Demonstrationen forderten das Ende des Ceauşescu-Regimes, welches mit Gewalt reagierte, was zu mehr als 1000 Todesopfern führte. Nachdem sich die Armee mit den Demonstranten verbündet hatte, wurde Ceauşescu am 25. Dezember 1989 vor ein Militärgericht gestellt und standrechtlich erschossen.
Rumänien seit 1990 [Bearbeiten]
In der nachkommunistischen Zeit konnte sich Rumänien zunächst nur langsam von den Folgen jahrzehntelanger Diktatur und Misswirtschaft erholen. Vorherrschende Partei in den Jahren nach der Revolution wurde die sozialdemokratische PSD (Partidul Social Democrat) unter dem neuen Staatspräsidenten Ion Iliescu. Diese rekrutierte sich größtenteils aus den alten kommunistischen Eliten. Dennoch verfolgte Rumänien fortan einen demokratischen und marktwirtschaftlichen Kurs. Außenpolitisch orientierte es sich nach Westen.
1996 wurde Emil Constantinescu neuer Staatspräsident, während seine Partei, die christdemokratische PNŢ-CD, stärkste Kraft im Parlament wurde. Sie scheiterte jedoch bei den Wahlen 2000 an der Fünfprozenthürde, was eine Rückkehr der PSD an die Regierung ermöglichte. Iliescu wurde wieder Staatspräsident, Adrian Năstase neuer Ministerpräsident. Im Jahr 2004 trat Rumänien der NATO bei.
Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 setzte sich Traian Băsescu durch, der sich auf eine Mitte-Rechts-Koalition stützte. 2007 wurde Rumänien Teil der Europäischen Union. Im gleichen Jahr kam es zu einem Machtkampf zwischen Băsescu und dem Ministerpräsidenten Călin Popescu-Tăriceanu von der nationalliberalen PNL. Băsescu wurde zeitweilig vom Parlament suspendiert, kehrte aber nach einem für ihn positiven Referendum in sein Amt zurück.
Die Parlamentswahlen in Rumänien 2008 fanden erstmals entkoppelt von den Präsidentschaftswahlen statt. Die PSD und die neu gegründete PD-L gingen daraus als Sieger hervor, woraufhin sie eine Regierung unter Emil Boc bildeten.[20]
Politisches System [Bearbeiten]
Hauptartikel: Politisches System Rumäniens
Rumänien ist eine repräsentative parlamentarische Demokratie mit einem semi-präsidentiellen Regierungssystem. Staatsoberhaupt ist der Präsident (preşedinte), Regierungschef ist der Ministerpräsident (Prim-ministru). Die gesetzgebende Gewalt liegt bei einem Zweikammerparlament.
Der Präsident wird direkt vom Volk gewählt. Erhält kein Kandidat im ersten Durchgang eine absolute Mehrheit, wird eine Stichwahl durchgeführt. Die Amtszeit des Präsidenten beträgt fünf Jahre, wobei die Möglichkeit zur einmaligen Wiederwahl besteht. Als Staatsoberhaupt ernennt der Präsident den Ministerpräsidenten und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Amtierender Präsident Rumäniens ist seit 2004 der ehemalige Bürgermeister von Bukarest, Traian Băsescu.
Das Parlament ist für die nationale Gesetzgebung zuständig. Es besteht aus zwei Kammern: der Abgeordnetenkammer mit derzeit 334 Parlamentariern (Camera Deputaţilor) und dem Senat (Senatul) mit 137. Die Mitglieder werden in einem gemischten Personen- und Verhältniswahlrecht gewählt. Eine Legislaturperiode dauert vier Jahre. Parteien ziehen nur in das Parlament ein, wenn sie die Sperrklausel von fünf Prozent aller abgegebenen Stimmen übertreffen. Insgesamt sind achtzehn Sitze für Abgeordnete von Minderheitenparteien reserviert.
Seit den Wahlen vom November 2008 besteht eine Mehrheit für die konservative Partidul Democrat Liberal (PD-L) und die sozialdemokratische Partidul Social Democrat (PSD), die gemeinsam eine Regierung unter Ministerpräsident Emil Boc stützen. Die Opposition wird von der liberalen Partidul Naţional Liberal (PNL) sowie der Demokratischen Union der Ungarn in Rumänien (UDMR) gebildet. Die nationalistische Partidul România Mare verfehlte den Wiedereinzug ins Parlament.
→ Siehe auch: Liste der Staatsoberhäupter Rumäniens
Außen- und Sicherheitspolitik [Bearbeiten]
Rumänien ist in die sbedeutenden europäischen und transatlantischen Staatenbünde integriert. Es trat am 1. Januar 2007 unter Auflagen der Europäischen Union bei. Die EU verlangt allerdings von Rumänien, dass dieses die Korruption bekämpft, eine unabhängige Justiz aufbaut und funktionierende Behörden schafft.[21] Im Zuge der NATO-Osterweiterung wurde Rumänien am 29. März 2004 Mitglied der NATO und ist seitdem in die transatlantische Sicherheitsstruktur eingebunden. 2004 und 2005 war Rumänien nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat, im Juli 2004 und im Oktober 2005 führte es den Vorsitz.
Die Armata Română (Rumänische Armee) sind die Streitkräfte Rumäniens. Sie setzt sich aus 75.000 Berufssoldaten und 15.000 zivilen Mitarbeitern zusammen. Das Verteidigungsbudget macht ungefähr zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Rumänien nimmt an den NATO-Missionen in Bosnien (SFOR) und dem Kosovo (KFOR) teil. Außerdem unterstützt die Armee die militärischen Operationen der Vereinigten Staaten in Afghanistan und dem Irak. Die rumänische Regierung hat allerdings angekündigt, ihre Truppen aus dem Irak abzuziehen.[22]
→ Siehe auch: Liste der Außenminister Rumäniens
Gesundheitspolitik [Bearbeiten]
Das Gesundheitswesen war bis 1996 staatlich gelenkt. Danach wurde eine Pflicht-Krankenversicherung eingeführt, über die ein Großteil ärztlicher Leistungen sowie Arzneimittel zur Behandlung chronischer Erkrankungen abgedeckt werden. Der derzeitige Beitragssatz von etwa zwölf Prozent wird paritätisch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanziert. Kinder und Jugendliche, Behinderte, Veteranen und Arbeitslose sind beitragsbefreit. Die 42 regionalen Krankenkassen schließen mit den Leistungserbringern (Krankenhäuser, Ambulanzen, Gesundheitszentren) Verträge ab. Seit 2004 gibt es private Zusatzversicherungen. Nach Angaben des nationalen Statistikbüros machen „Selbstzahlungen“ 30 Prozent der Gesamtausgaben für Gesundheit aus. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt liegt unter vier Prozent (Deutschland: 10,7 Prozent). Die Ausgaben für Gesundheit pro Einwohner betragen jährlich etwa 120 Euro (Deutschland: 2.900 Euro). 2007 wanderten vor allem wegen der niedrigen Bezahlung etwa 4000 und damit jeder zehnte Mediziner aus.[23]
Verwaltungsgliederung [Bearbeiten]
Die historischen Regionen haben in Rumänien keine administrative Bedeutung. Der Staat ist in 41 Kreise („judeţ“, Pl.: „judeţe“) sowie die Hauptstadt Bukarest unterteilt. Diese zentralistische Verwaltungsgliederung wurde nach dem Vorbild der französischen Départements im 19. Jahrhundert geschaffen. In den ersten Jahren der kommunistischen Herrschaft wurde diese Ordnung verändert, doch kehrte Rumänien 1968 zum ursprünglichen System zurück. Allerdings wurden 1981 die Kreise Ilfov und Ialomiţa in die Kreise Giurgiu, Călăraşi, Ialomiţa und Ilfov neu organisiert. Bis 1995 war Ilfov zudem kein selbstständiger Kreis, sondern von Bukarest abhängig.
Parallel existieren in Rumänien acht Planungsregionen. Diese wurden 1998 im Zuge der Vorbereitung auf den EU-Beitritt geschaffen. Sie haben keine realen Befugnisse und sind somit auch keine juristischen Verwaltungseinheiten im eigentlichen Sinn. Die Planungsregionen sind allerdings für die Zuteilung von EU-Fördergeldern sowie für statistische Erhebungen von Bedeutung.
→ Siehe auch: Liste der Kreise in Rumänien
→ Siehe auch: Liste der historischen Regionen in Rumänien und Moldawien
Die mit Abstand größte Stadt Rumäniens ist die Landeshauptstadt Bukarest, in der 1,9 Millionen Einwohner leben, was sie zur insgesamt sechstgrößten Stadt innerhalb der Europäischen Union macht. Sie ist daneben das Zentrum der Großen Walachei (Muntenien).
Gleich mehrere Städte liegen etwa um einen Wert von 300.000 Einwohnern herum, wobei es sich meist um die historischen Zentren der rumänischen Regionen handelt: Iaşi ist die bedeutendste Stadt Moldaus. Cluj-Napoca in Siebenbürgen verfügt über eine dreisprachige Universität (rumänisch, ungarisch, deutsch). Das im Banat gelegene Timişoara war Ausgangspunkt der Revolution von 1989. Constanţa in der Dobrudscha ist der wichtigste EU-Hafen am Schwarzen Meer. Craiova ist das Zentrum der Kleinen Walachei (Oltenien). Der bedeutende Binnenhafen Galaţi liegt am Zusammenfluss von Donau und Sereth. Braşov ist das historische Zentrum der Siebenbürger Sachsen.
Insgesamt haben 24 Städte Rumäniens mehr als 100.000, weitere 22 Städte mehr als 50.000 Einwohner.
→ Siehe auch: Liste der Städte in Rumänien
→ Siehe auch: Liste deutscher Bezeichnungen rumänischer Orte
Die Infrastruktur Rumäniens hat gewisse Probleme. Rumänien wird von den paneuropäischen Verkehrskorridoren Nr. 4 und Nr. 9 durchquert sowie von Nr. 7 (Wasserweg Donau) in seinem Süden begrenzt. Investitionen in den Eisenbahnverkehr sowie den Zustand der Straßen sind dringend nötig.
Obwohl Rumänien seit 1. Januar 2007 Mitglied der EU ist und dadurch Geld zur Verbesserung und zum Ausbau der Infrastruktur bei der EU beantragt werden kann, geschieht dies nur sehr zögerlich. Der mögliche Rahmen wird bei weitem nicht ausgeschöpft. Ursache ist die ineffiziente Verwaltung welche die Infrastrukturprojekte nicht in angemessener Zeit vorantreibt.
Es existieren zwei Flughäfen bei Bukarest, weiterhin je einer bei Arad, Baia Mare, Craiova, Sibiu, Târgu Mureş, Constanţa, Cluj-Napoca, Timişoara, Oradea, Bacău, Suceava und Iaşi. Einheimische Fluggesellschaften sind Tarom, Carpatair und die Billigfluggesellschaft Blue Air.
Das rumänische Straßennetz
Um die Autobahnen und Nationalstraßen in Rumänien benutzen zu dürfen, muss eine Vignette (rovinietă) erworben werden. Es existieren mit der A1 und A2 zwei Autobahnen in Rumänien, doch sind weitere in Planung, um das Land stärker an die übrige EU anzuschließen:
- Die A1 verläuft zwischen Bukarest und Piteşti (ca. 113 km), soll aber entlang der Linie Piteşti, Sibiu, Deva, Timişoara und Arad bis nach Ungarn verlängert werden.
- Die A2 verbindet Bukarest über Feteşti mit Constanţa (ca. 225 km).
- Zwischen Bukarest, Braşov, Cluj-Napoca und Oradea soll die Autobahn A3 gebaut werden.
- Des Weiteren ist die A4 auf der Linie Satu Mare, Baia Mare, Bistriţa, Târgu Neamţ, Târgu-Frumos und Iaşi geplant.
- Zwischen Ploieşti, Buzău und Focşani soll die A5 Richtung Moldawien entstehen.
Das rumänische Eisenbahnnetz
Rumänien verfügt mit der Rumänischen Staatsbahn (CFR) über eines der längsten Eisenbahnnetze Europas. Große Teile des Streckennetzes und des rollenden Materials haben einen starken Modernisierungsbedarf, wobei es in den letzten Jahren punktuelle Verbesserungen gab. So werden seit Anfang 2003 u.a. im Fernverkehr moderne Desiro-Züge (CFR-Baureihe 96) unter dem Namen „Săgeata Albastră“ („Blauer Pfeil“) eingesetzt.
In Rumänien verfügen laut Eurostat nur ca. 22% der Haushalte über einen Internetzugang. Ca. 7% der Haushalte verfügen über einen Breitbandinternetanschluß. Größter Anbieter im Festnetzbereich mit ca. 3 Mio. Festnetzanschlüssen ist Romtelecom, der privatisierte Nachfolger der Rumänischen Post. Es gibt mehr Mobilfunkanschlüsse als Festnetzanschlüsse in Rumänien.
Es gibt folgende Mobilfunknetzbetreiber in Rumänien:
- Vodafone Rumänien (ca. 8 Mio. Kunden / Stand 2008)
- Orange Rumänien (ca. 7 Mio. Kunden / Stand 2008)
- Cosmote (ca. 3,6 Mio. Kunden / Stand 2008)
- Zapp Mobile
Hauptartikel: Wirtschaft Rumäniens
Zu den Bodenschätzen Rumäniens gehören Erdgas, Kohle (vor allem Braunkohle), Salz, Gold, Wasserkraft und Erdöl, wobei dieses Vorkommen kontinuierlich sinkt. Das Land wird zu 41 % durch Ackerland genutzt, zu 29 % durch Wald, zu 21 % durch Weide und zu 3 % durch permanente Saat. Die übrigen geschätzten 6 % treffen auf andere Ländereien zu.
Rumänien erwirtschaftete im Jahr 2008 nach Schätzungen ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 272,88 Mrd. $ (207,74 Mrd. Euro), was bei einer Bevölkerung von 21,489 Mio.[24] rund 12.698,432 $ pro Kopf entspricht (9.668 Euro). Im Vergleich mit dem BIP der EU, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreichte Rumänien 2006 einen Index von 38,4 (EU-27 = 100).[25] Trotz der nun positiven volkswirtschaftlichen Gesamtentwicklung (BIP-Wachstum seit 2001 durchschnittlich 5 %) bedarf die rumänische Wirtschaft weiterer Reformen. Das Wirtschaftswachstum erreichte im Jahr 2004 8,3 % und im Jahr 2005 4,1 %.[26] Die Zuwächse stammen aus Landwirtschaft, Industrie und Bauwesen. Eine weiterhin positive Entwicklung wird in den nächsten Jahren in der Bauwirtschaft erwartet. Ebenfalls sind die Bereiche des Verkehrs in Bahn, Hafen oder generelle Energieprojekte durch internationale Finanzinstitute und EU-Programme im Aufschwung. Auch sind Einzelbranchen wie Kommunikations- und Informationsindustrie im Wachstum begriffen. Versicherungswesen, Tourismus, Pharma, Lebensmittel und Großhandel, Maschinen und Kfz-Industrie desgleichen erleben einen wirtschaftlichen Anstieg. Der durchschnittliche Bruttolohn erreichte im Jahr 2007 einen Betrag von 781 € (Euro zu Kaufkraftparität).[27]
Der Anteil des Dienstleistungssektors am BIP lag 2002 bei 44,7 %, während der Anteil des Industriesektors durch Umstrukturierung und Abbau speziell in der Schwerindustrie von noch 40 % im Jahr 1989 auf nur noch 29,1 % im Jahr 2002 zurückging. Der Landwirtschaftssektor machte 7 % des BIP aus. Dagegen waren 2004 mit 22,6 % Rekordzuwächse im Landwirtschaftssektor zu verzeichnen.
Die jährliche Teuerungsrate ging in Rumänien seit der ersten Welle der EU-Erweiterung 2004 von 9,6 % auf 8,6 % im Jahr 2005 zurück. Für 2006 wurde mit einer Inflationsrate von 6,5 % gerechnet.[26]
Obwohl die Wirtschaft 2005 weiterhin wuchs und auch das Exportvolumen gesteigert werden konnte, hatte Rumänien 2005 eine Steigerung des Außenhandelsdefizits gegenüber dem Vorjahr um 3 Mrd. Euro zu verzeichnen[26], was mit der im Verhältnis zur Produktionsleistung überproportional gestiegenen Nachfrage nach Importgütern zu erklären ist, die durch Erleichterungen bei der Kreditvergabe möglich wurde. Das hieraus resultierende Leistungsbilanzdefizit belief sich auf rund 9 % des Bruttoinlandsprodukts.[26]
Ministerpräsident Călin Popescu Tăriceanu nannte in seiner Antrittsrede 2006 im Parlament als sein wirtschaftspolitisches Ziel die Übernahme des Euro bis zum Jahr 2012. Dafür wird angesichts des hohen Budgetdefizits eine konsequente Sparpolitik verfolgt werden müssen. Wirtschaftspolitische Themen spielten auch bei den Parlamentsdiskussionen eine große Rolle, wobei keine Partei damit warb, die Staatsfinanzen mit Steuererhöhungen sanieren zu wollen. Mit 6,7 % Wachstum kann Rumänien als Tigerstaat Mitteleuropas bezeichnet werden. Das Land zählt zu den am stärksten deregulierten und privatisierten Volkswirtschaften der Welt. Seit 2005 gilt eine Einheitssteuer von 16 %. Rumänien ist einer der größten Produzenten von Halbleiter-Anwendungen wie PC-Hauptplatinen, Notebooks und WLAN-Komponenten, die unter verschiedensten (konkurrierenden) Marken weltweit abgesetzt werden. Man bezeichnet dieses als Original Equipment Manufacturer.
Infolge der Finanzkrise geriet auch Rumänien Ende 2008 in finanzielle Schwierigkeiten. Mitte März 2009 beschloss der Internationale Währungsfonds (IWF) Hilfen von knapp 13 Milliarden Euro in einem zweijährigen Stand-by-Kredit für Rumänien bereitzustellen, ergänzt um 5 Milliarden Euro aus dem Notfallfonds der Europäischen Kommission und zusätzlichen 2 Milliarden Euro von weiteren internationalen Organisationen.[28]
Privatisierung und Beschäftigung [Bearbeiten]
Die Privatisierung der staatlichen Betriebe wird fortgesetzt. Im Juli 2004 erhielt der österreichische Energieversorger OMV die Aktienmehrheit an dem rumänischen Öl- und Erdgaskonzern PETROM (60.000 Mitarbeiter). Ende 2005 erhielt die österreichische Erste Bank den Zuschlag für eine Beteiligung von 61,88 % an der größten rumänischen Bank, der Banca Comercială Română (BCR). Der Kaufpreis von 3,75 Mrd. EUR war bisher die mit Abstand größte Direktinvestition in Rumänien. Nach Zahlen der Wirtschaftskammer wurden bisher rund 30 Prozent aller ausländischen Investitionen in Rumänien von österreichischen Firmen getätigt. Betrug die Erwerbslosenquote im Jahr 2005 noch 5,9 %, waren es im September 2007 nur noch 3,9 %.[29] Der Staat schreibt einen gesetzlichen Mindestlohn von etwa 150 Euro vor.[30] Nach wie vor suchen aber viele Rumänen Arbeit im Ausland, vorzugsweise in den Mittelmeerländern Italien und Spanien.
Die Industrie trägt zu beinahe 35 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und beschäftigt etwa 20 Prozent aller Arbeitskräfte. Hergestellt werden in Rumänien vor allem Elektronik wie Computer, Telekommunikationsausrüstungen, Unterhaltungselektronik und Halbleiter; daneben Fahrzeuge, Schiffe, Produkte der chemischen Industrie, Stahl und Produkte der Leichtindustrie wie Textilien, Schuhe oder Lebensmittel.
2003 erwirtschaftete der Tourismus 780 Millionen Dollar, 14 % mehr als 2002. Die Zahl der Gäste betrug 5,6 Millionen (davon 1,1 Mio aus dem Ausland), was einem Zuwachs von 15,5 % entsprach.
Zum Herbst des Jahres 2004 war der Baustart für das erste von zwei touristischen Großprojekten geplant. Nach einem Fossilienfund entsteht im Kreis Hunedoara ein Dinosaurierpark. Der Baubeginn des zweiten Großprojekts – des Themenparkes Dracula-Park bei Sighişoara (Schäßburg) – wurde bisher von einer Bürgerinitiative verhindert und soll jetzt in der Nähe von Bukarest entstehen.
Mit dem 1. Juli 2005 erfolgte eine Währungsumstellung. Der Kurs beträgt (Stand Januar 2009) 4,22 Lei = 1 Euro. Es wurden neue Geldscheine und auch Münzen in Umlauf gebracht, die alten Zahlungsmittel haben ihre Gültigkeit verloren (2007).
In Rumänien besteht seit Januar 2005 eine Vignettenpflicht für PKW und LKW auf allen Straßen. Die Vignetten („Rovinieta“) sind an den Grenzübergängen und den meisten Tankstellen von OMV, Rompetrol und Petrom erhältlich. Bei der Ausreise wird an der Grenze oft kontrolliert, ob die Rovinieta und der dazugehörige Kaufbeleg vorhanden und gültig sind. Der Preis der Vignette richtet sich seit 2008 nicht mehr nach der Abgaseinstufung (Euronorm), sondern wird pauschal erhoben. Die Preise für PKW betragen 2008 für die Jahresvignette 28 Euro, für eine 30-Tages-Vignette 7 Euro und für die 7-Tages-Vignette 3 Euro. Die Vignette wird bisher nicht gelocht oder gestempelt daher muss der Kassenbeleg unbedingt aufgehoben werden. [31]
Projekt |
Wert |
Stand 2006 |
Anmerkung |
Transilvanien-Autobahn, (Braşov-Bors), 680 km |
2,2 Mrd. Euro, bis 2012 |
Arbeiten nach Unterbrechung wieder aufgenommen |
Staatliche Finanzierung; Ausführung: Bechtel |
Karpaten-Autobahn, (Bukarest-Braşov) |
rund 1,7 Mrd. Euro. |
Ausschreibungen laufen; Bau von Anfang 2007 bis 2009 |
Staatliche Finanzierung oder PPP |
Städtische Infrastrukturprojekte in Bukarest |
circa 5,7 Mrd. Euro |
Ausschreibungen bis 2008 |
Städt. Eurobondanleihe, Bankkredite und private Finanzierungen |
Bahnmodernisierung bis 2018 |
circa 17 Mrd. Euro |
in Planung |
EU-Kofinanzierungen angestrebt |
Erdölsektor, Raffineriemodernisierung, Tankstellennetzausbau |
3 Mrd. Euro bis 2010 |
in Planung |
Investor: Petrom/OMV |
Erweiterung des KKW in Cernavoda, Block drei und fünf bis 2011 bzw. 2015 |
2,2 Mrd. Euro |
in Vorbereitung |
Betreiber: Nuclearelectrica S.A. |
Metro-Erweiterungsprojekt in Bukarest, Linie V |
1 Mrd. Euro |
in Vorbereitung |
EIB-Kredit von 370 Mio. Euro genehmigt |